...mit historischen Textililen

Aus dem Buch " Ich kann schneidern" herausgegeben von Antonie Steimann u.a. 1909

Textilien gehören zu den Sammlungsobjekten, die auf unsachgerechte Behandlung am empfindlichsten reagieren.

Grundsätzlich gilt: Textilien sollen, wenn überhaupt notwendig, nur mit sauberen Händen angefaßt werden. Armbanduhren oder Schmuckstücke sollten dabei möglichst nicht getragen werden, da sie empfindliche Gewebe sehr leicht beschädigen können. Zum Schutz des Gewebes, aber auch des Bearbeiters empfiehlt sich das Tragen von sauberen Handschuhen aus Latex.

Alte Textilien sollten keinesfalls dauerhaft in Räumen gelagert werden, in denen gearbeitet, gegessen oder geschlafen wird.  Den bestimmte Schimmel- und Bakterienarten, die an den Stoffen möglicherweise vorhanden sind, können Allergien auslösen. Dazu kommt die Gefährdung durch Insektizide, die möglicherweise von früherem, allzu sorglosem Umgang mit Mottenkugeln an den Textilien geblieben sind.

 

Zum Schutze vor Ausbleichen durch die Einwirkung von Licht sollen Textilien bei Dunkelheit gelagert werden. Direkte Einstrahlung von Tageslicht ist in jedem Fall zu vermeiden. In Ausstellungen  ist für Textilien eine Lichtstärke von 50 Lux zuläsig ( zum Vergleich: bei wenig lichtempfindlichen Objekten wie Glas oder Keramik sind es 1000 Lux.)

Empfohlen für die Lagerung von Textilien werden eine konstante Luftfeuchtigkeit von 50-60 % und eine konstante Raumtemperatur von 17-21 Grad Celsius.

 

Textilien sollen dauerhaft möglichst spannungsfrei und ohne Druck gelagert werden. Daher wird die Verpackung in Schachteln aus säurefreiem Karton empfohlen. Falten und Hohlräume sollen mit säure- und chlorfreiem Papier ausgestopft werden.. Die Schachteln  dürfen nicht zu kleine Maße aufweisen und sie dürfen nicht überfüllt werden.

Legt man ( wenige!) Einzelstücke übereinander, so soll das schwerste Stück unten liegen, die leichteren durch Seidenpapier getrennt, darüber.

Alle Textilien, die aus mehreren Stofflagen bestehen, sollen flach ausgelegt werden.( nicht gefaltet!). Tücher oder Schleier können auch auf Rollen faltenfrei mit Seidenpapier aufgerollt werden. Die Rollen werden dann an den frei bleibenden Enden in entsprechenden Halterungen eingehängt ( nicht einfach in ein Regal legen, da das Tuch dann ja wieder einem Druck auf bestimmte Stellen ausgesetzt ist.).

 

Werden Kostüme aus Platzmangel hängend aufbewahrt ( wovon abzuraten ist), so sollen wenigstens die Kleiderbügel auf Schulterdicke aufgepolstert werden( mit Polyerstervlies und Baumwollschlachgewebe.)

Ein leichter Überzug aus Baumwolle schützt das Kleidungsstück gegen Verhackungen mit zu dicht aneinander gehängten anderen Stücken und gegen Staub. Plastikfolien sollten nicht verwendet werden, da sie die Schimmelbildung begünstigen.

Bei Insektenbefall sollen die die befallenen Objekte isoliert werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Die direkte Gefahr für die Textilien geht von den Raupen aus, aber die fliegenden Motten legen natürlich weitere Eier auf die Textilien.. Keinesfalls sollten Mottenkugeln,- Streifen,-oder Tabletten eingesetzt werden. Diese enthalten Nervengifte, die, vor allem bei Überdosierung, schwere Gesundheitschäden auch beim Menschen hervorrufen können.. Außerdem garantieren auch sie keine zuverlässige Abtötung aller Motten, Larven und Eier.

Eine zuverlässige und ungefährliche Methode zur Schädlingsbekämpfung ist die Begasung der befallenen Bestände mit Stickstoff oder Kohlendioxid.

Vorbeugend können im Handel erhältliche Präperate wie Zedernholz oder Lavendel ausgelegt werden. Ihre Wirkamkeit sollte nicht überschätzt werden.. Ihre Duftstoffe vertreiben zwar keine Schädlinge, sollen aber den Neubefall verhindern. Sie müssen regelnäßig nach Gebrauchsanleitung erneuert werden.

 

Quelle:

Mühlethaler, B: kleines Handbuch der Konservierungstechnik 4. überarb. Auflage, Bern u. Stuttgart 1988.

 

 

Renigung

 

Das Renigen der Objekte kann prinzipiell entweder im wäßrigen Medium oder im organischem Lösungsmittel ( Trockenreinigung) erfolgen.

Oft muß von der wäßrigen Renigung Anstand genommen werden, weil das brüchige Material durch Faserquellung weiter geschwächt werden könnte.

 

Zweckmäßigerweise werden keine konfektionierten Haushaltswaschmittel eingesetzt, da diese zu viele Hilfstoffe enthalten die für historische Textilien schädlich erscheinen. Es ist deshalb angebracht nur unverschnittene waschaktive Substanzen ( "WAS" ) für Restaurierungszwecke zu verwenden und hier auch nur Syndets.

 

Beim Reinigen soll da Objekt möglichst wenig mechanisch beansprucht werden. Zu diesem Zweck wird meist auf einem Tisch eine Plastikfolie an den Rändern aufgekantet, so das eine flache Wanne entsteht, in der das Objekt planliegend gewaschen werden kann.

 

Dadurch erreicht man das Biegespannungen, die zur beschädigungen führen können ausgeschlossen werden. Der Schmutz der sich in Jahrhunderten angesammelt hat, läßt ich allerdings meist nicht ohne eine geringe mechanische Bearbeitung entfernen..

 

Wasserunlöslicher Schmutz läßt sich oft nicht im wäßrigen Medium entfernen. Er kann jedoch lösungsmittellöslich sein. Dann kann eine chemische Reinigung vorgenommen werden. z..B. mit Tetrachlorwaserstoff, Trichloräthylen, Methylenchlorid oder Alkohol.

Manchmal lässt auch wie erwähnt, der brüchige Zustand des Gewebe eine wäßrige Reinigung nicht zu, so daß man auch aus diesem Grund zu organischen Löungsmitteln greifen muß. Brennbare organische Löungsmittel werden wegen der Explosionsgefahr nicht verwendet.